Das AVARD-Konzept
Sinnvolle Angst bewahren, hinderliche Angst auflösen.
Angst ist ein wichtiger Überlebensmechanismus unseres Organismus. Denn angemessene
Angst schützt uns vor Gefahren – zum Beispiel im Straßenverkehr. Manchmal
werden Ängste jedoch als unverhältnismäßig und behindernd empfunden. So
können Prüfungsängste, Flugängste, starkes Lampenfieber oder Ängste im zwischenmensch-lichen
Kontakt die Bewegungsfreiheit und damit die Entfaltungsmöglichkeiten im
eigenen Leben erheblich einschränken.
Das AVARD Konzept.
Zur Auflösung solcher Ängste haben wir das neuartige AVARD-Konzept entwickelt,
das mehrere wirksame Bestandteile kombiniert und so außergewöhnlich schnelle
und nachhaltige Erfolge ermöglicht. AVARD steht für Audio-Visual Anxiety
Reprocessing and Desensitisation: Unterstützt durch audiovisuelle Medien,
insbesondere durch individuell ausgewählte Musik- und Videoclips (Audio-Visual)
wird die Angst (Anxiety) in der Vorstellung mit hoher emotionaler Intensität
bearbeitet und in ein Gefühl von selbstwirksamer Handlungssicherheit überführt
(Reprocessing). Dies führt in der Folge zu einer Desensibilisierung (Desensitization)
gegenüber der ursprünglich angster-zeugenden Situation.
Zielgruppe.
Unsere Klienten kommen aus allen beruflichen Schichten und sind in der Regel
keineswegs „ängstliche Menschen“. Sie stehen im Alltag mit Stärke ihre Frau
oder ihren Mann. Dennoch gibt es bei ihnen spezifische Situationen, die
ihnen Unwohlsein bereiten und die sie gerne mit mehr Sicherheit und Leichtigkeit
bewältigen würden. Hier setzt die AVARD-Methode an und schafft wirksam Abhilfe.
Unser Angebot richtet sich an psychisch und körperlich gesunde Klienten.
Eine Anwendung bei krankheitswertigen Störungen kann therapiebegleitend in
Zusammenarbeit mit Ärzten und klinischen Psychologen durchgeführt werden.
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Geführte Imagination.
Ein wichtiger Bestandteil
von AVARD ist die aus dem Neuro-Linguistischen-Programmieren (NLP) und anderen
Ansätzen entlehnte Technik der geführten Imagination. Hierbei wird die Problemsituation
mit allen Sinnen in der Vorstellung aktualisiert. Sodann wird sie, ebenfalls
in der Vorstellung, mit zuvor ermittelten Bewältigungsstrategien (Ressourcen)
in ein Lösungsszenario überführt. Das grundlegende Wirkprinzip besteht dabei
darin, dass – insbesondere durch die Musik - nach und nach emotionale Aktivierungen
erzeugt werden, die inkompatibel mit dem Erleben von Angst sind. So wird
die angstfreie Bewältigung der Situation immer besser vorstellbar. Aus dem
in der Vorstellung (in sensu) veränderten Erleben entstehen neue handlungsleitende
Muster, die schließlich im Alltag (in vivo) mehr tatsächliche Handlungsfreiheit
ermöglichen.
Intensives Erleben durch Trance.
Da sich der Klient hierbei
in einem tagtraum-ähnlichen Zustand befindet, erlebt er sich selbst mit
besonderer Lebhaftigkeit bei der sicheren Bewältigung der Situation. Den
Effekt solcher mentaler Trainingseinheiten kennt jeder Sportler, der zum
Beispiel seine Rückhand oder seinen Abschlag im Geist optimiert oder sich
mental auf das Spiel gegen einen „Angstgegner“ vorbereitet - und damit seine
tatsächliche Leistung spürbar positiv beeinflusst. Dass Lernen in einem
veränderten, tranceartigen Bewusstseinszustand deutlich mehr Spuren im Gehirn
hinterlassen kann als im normal wachen Modus, ist inzwischen in der Forschung
gut dokumentiert (vgl. hierzu u.a. Halsband 2006).
Emotionale Aktivierung – die Voraussetzung für dauerhafte Veränderung.
Aus der Hirnforschung und
der psychologischen Wirksamkeitsforschung wissen wir jedoch, dass solche
Lerneffekte schnell verpuffen, wenn die Lernerfahrung nicht von intensiven
Emotionen begleitet ist. So spricht der Hirnforscher Gerhard Roth von der
Erzeugung eines „emotionalen Aufruhrs“ als der wichtigsten Voraussetzung
für die dauerhafte Veränderung in den Netzwerken des Limbischen Systems
(Roth 2001). Das Limbische System ist das Emotionszentrum unseres Gehirns
und codiert sowohl unsere emotionalen Reaktionsmuster als auch unsere Verhaltensbereitschaften.
Nur wenn es in den Nerven-Netzwerken des Limbischen Systems auf physikalischer
Ebene zu ‚Neu- und Umverdrahtungen kommt, bleibt eine Lernerfahrung stabil
und auch im Alltag verfügbar. Die hierfür nötigen biochemischen und genetischen
Prozesse werden jedoch nur dann in Gang gesetzt, wenn es durch eine entsprechende
emotionale Aktivierung zur vermehrten Ausschüttung von Nervenbotenstoffen
wie Noradrenalin (Anspannung, Erregung) und Dopamin (Motivation, Belohnungs-
und Lösungserwartung) kommt. Emotionale Aktivierung ist damit die conditio
sine qua non für die „Neuroplastizität“ und damit auch für die Formbarkeit
von Erleben und Verhalten im Rahmen von Coaching oder Psychotherapie. Eine
Einführung in die zugrundeliegenden physiolo-gischen Mechanismen gibt Grawe
(2004).
Verstärkung des emotionalen Erlebens durch Musik.
Ein häufiges methodisches
Problem besteht jedoch darin, dass die hierfür erforderliche emotionale
Intensität mit herkömmlichen Methoden der Gesprächsführung und auch der
Imagination nur schwer erreichbar ist. Um die für dauerhafte Veränderungen
erforderliche „Betriebstemperatur“ im Nervensystem sicherzustellen, greifen
wir daher auf individuell ausgewählte Musik als Emotionsverstärker zurück.
Dass Musik das ganze Spektrum von Emotionen – von der Angst bis hin zu erhebenden
Gefühlen – verstärken kann, weiß jeder, der diese Effekte im Kino oder vor
dem Fernseher an sich beobachten konnte. Deshalb werden alle Phasen der
Imaginationsübung von jeweils passender Musik begleitet, die – über acht
Lautsprecher eingespielt – ein besonders realitätsnahes und intensives Erlebnis
ermöglicht.
Auf die individuelle Auswahl kommt es an.
Da nicht jede Musik
auf jeden Menschen die gleiche Wirkung hat, wird der Soundtrack für jeden
Klienten nach einer ausgiebigen Analyse individuell zusammengestellt. Hierzu
nutzen wir im Vorfeld einen Fragebogen und nehmen uns Zeit für eine ausgiebige
persönliche Besprechung. So nimmt im Erstgespräch neben der Problemklärung
und der Zieldefinition die Auswahl der Musikstücke, die beim Klienten intensive
emotionale Reaktionen auslösen, großen Raum ein. Da in den Soundtrack auch
gesprochene Worte, technische und natürliche Geräusche sowie szenische Elemente
eingespielt werden können, fragen wir auch nach emotional bedeutsamen Klängen,
Ereignissen, Geschichten, Bewertungen und Überzeugungen sowie nach prägenden
Sätzen aus der Biographie des Klienten. Im Vorfeld der Sitzung wird der
Soundtrack dann für den Klienten vorbereitet. So wird sichergestellt, dass
die Imaginationsübung von syntonen (also zur jeweiligen Emotion passenden)
Musik-Clips und Worten begleitet wird, die speziell bei diesem Klienten
die gewünschte emotionale Aktivierung zuverlässig auslösen.
Die individuell passende Musik löst Ängste und schafft Veränderungsmotivation.
Dass es in
der Tat auf die individuelle Passung der Musik ankommt, zeigt eine Studie
von Blood und Zatorre aus dem Jahr 2001. Die Autoren ließen ihre Probanden
zunächst Musikpassagen auswählen, die sie besonders bewegten. Diese Passagen
mit „Gänsehaut-Effekt“ wurden den Probanden sodann vorgespielt, während
die Aktivierung spezifischer Hirnregionen mit Hilfe der Positronen-Emissionstomographie
(PET) aufgezeichnet wurde. Parallel wurde die subjektive emotionale Reaktion
abgefragt und durch die Messung von Herzfrequenz, Atemfrequenz und Muskeltonus
als Indika-toren des vegetativen Erregungslevels objektiviert. Als Kontrollbedingung
fungierten jene Musikstücke, die von anderen Probanden als Gänsehaut-Passagen
identifiziert worden waren, die den betreffenden Probanden selbst aber eher
„kalt ließen“. Beim Abspielen der Gänsehaut-Passagen zeigte sich ein durchgängiges
Aktivierungsmuster

im Gehirn: aktiviert wurden vor allem Kerngebiete des
Motivations- und Belohnungssystems (ventrales Striatum, nucleus accumbens),
von Zentren für Bewertung, Entscheidung und Verhaltenssteuerung (rechter
orbitofrontaler Cortex und insulärer Cortex) sowie von Zentren der Aufmerksamkeitssteuerung
(anteriores Cingulum, Thalamus). Eine deutliche Abnahme der Aktivierung
wurde hingegen in jenen Hirnarealen festgestellt, die das subjektive Angstempfinden
codieren (Amygdala beidseitig) und die bei der Verarbeitung unangenehmer
Erfahrungen aktiv sind (ventromedialer Präfrontalcortex). So zeigte also
spezifisch ausgewählte Musik einen starken belohnend-motivierenden Effekt
und zugleich eine deutliche angst-lösende Wirkung. Dieser Effekt war unter
der Kontrollbedingung (Musik ohne Gänsehaut) nicht beobachtbar. Dies zeigt
nicht nur die emotionale Wirksamkeit von Musik im allgemeinen, sondern vor
allem die Notwendigkeit einer individuellen Auswahl – im Gegensatz zu den
auf dem Markt befindlichen Anti-Angst-Soundtracks von der Stange. Eine gut
lesbare Versuchsbeschreibung hierzu gibt Spitzer (2009, S. 187 ff.). Zur
Eignung der Musik, insbesondere als „Psychopharmakon“, gibt es inzwischen
ein umfangreiches Korpus an belastbaren empirischen Daten. Sogar in extrem
stress-reichen Situationen in der Chirurgie und Intensivmedizin sind diese
Effekte auf breiter Basis nachweisbar. So fanden Lee und Mitarbeiter (2005)
bei beatmeten Patienten einen deutlichen Rückgang der physiologischen Stresskorrelate
durch geeignete Musik. Bringman und Mitarbeiter (2009) dokumentierten in
einem Versuch mit 372 Patienten eine Reduktion des präoperativen Stresslevels
durch Musik, die sogar auf hohem Signifikanzniveau besser war als nach Gabe
von Midazolam (Benzodiazepin-Anxiolyticum). Ein laufendes Forschungsprojekt
an der Glasgow Caledonian University untersucht daher mit guten Erfolgsaussichten
die Möglichkeiten des systematischen Einsatzes von Musik zur Behandlung
von psychischen Störungen und in der Schmerztherapie (Music on Prescription
Could Help Treat Emotional and Physical Pain, Science Daily, 10.09.2010).
Neben ausgewählter Musik und Klängen werden in den Soundtrack auch entsprechende
Worte und Sätze mit unterstützender Bedeutung für Klienten eingespielt.
Hamann und Mao (2002) konnten in einer funktionellen Kernspin-Studie nachweisen,
dass verbale Stimuli mit emotionaler Valenz deutliche Aktivierungen in der
Amygdala bewirken. Worte mit positiver Valenz aktivieren zudem die für Motivation
und Belohnung zuständigen Kerngebiete des ventralen Striatums und des angrenzenden
nucleus accumbens. Ein entsprechender Input über den visuellen Kanal, zum
Beispiel über emotionale bedeutsame Bilder oder Video-Clips ist in Vorbereitung.
Hinweise auf die emotionale Wirksamkeit von Bildmaterial auf das Gehirn
liegen seit langem in großer Zahl vor (cf. Murphy et al. 1993, Whalen et
al. 1998, Kampe et al. 2001 u.s.w.)
Verlaufskontrolle während der Imaginationsübung.
Da unsere Klienten während der gesamten Sitzung an einen Pulsmonitor angeschlossen
sind, können wir die Pulsfrequenz als Indikator für die vegetative Aktivierung
mit dem Ruhezustand und den unterschiedlichen emotionalen Aktivierungen
im Verlauf der Imaginationsübung korrelieren.
Phase der Problemaktualisierung.
Die Phase der Problemaktualisierung wird durch zuvor abgesprochene Instruktionen
des Coachs eingeleitet. Der Klient versetzt sich mit allen Sinnen in die
angstauslösende Situation. Unterstützt wird dies durch einen entsprechend
ausgewählten Soudtrack. In diesem Fall wird jedoch die Musik so gewählt,
dass sie die Assoziation in einen aversiven Zustand erleichtert. Unsere
Klienten wählen hierzu meist dunkle und eher disharmonische Stücke. Dass
so negatives Affekterleben verstärkt werden kann, wissen wir nicht nur aus
Krimis und Thrillern, sondern inzwischen auch aus der Forschung. So zeigten
Kölsch und Schlaug (2008) in einer funktionellen Kernspin-Studie, dass disharmonische
und unerwartete Akkorde die Amygdala, also die Angstzentrale in unserem
Gehirn aktivieren. Wenn ein Klient in seiner Vorstellung in der Problemsituation
angekommen ist, so zeigt sich dies auch an einem deutlichen Anstieg der
Pulsfrequenz. Dies ist für den Coach ein wichtiger Indikator dafür, dass
der Klient hinlänglich mit der Problemsituation assoziiert ist und diese
mit voller psycho-physischer Beteiligung erlebt (emotionaler Aufruhr). Dies
bietet dem Coach auch die Möglichkeit, durch gezielte Interventionen das
Erleben der Situation zu verstärken, falls keine objektiven Stresskorrelate
ablesbar oder der Klient das Gefühl hat, nicht ausreichend in die Situation
hineinzufinden. In der Praxis ist dies jedoch bisher noch nicht geschehen.
Dies stellen wir vor allem durch Methodentransparenz im Aufklärungsgespräch,
durch den Aufbau einer vertrauens-vollen Beziehung und durch den ständigen
Kontakt zwischen Coach und Klient im gesamten Sitzungsverlauf sicher. So
entwickeln unsere Klienten das erforderliche Vertrauen, um sich auch belastenden
Situationen stellen zu können. Selbstverständlich können wir auch jederzeit
gezielt intervenieren oder die Übung sanft ausklingen lassen, wenn ein Vorstellungsinhalt
zu belastend wird – aber auch dies ist in der Praxis noch nicht vorgekommen!
Denn jede Sitzung wird gründlich vorbereitet und mit hohen professionellen
Standards durchgeführt. Warum Problemaktualisierung - statt gleich mit positiven
Gedanken in die Lösung? Lernphysiologisch ist die Phase der Problemaktualisierung
außerordentlich bedeutsam. Dies hat zwei Gründe: 1) Unser Gehirn lernt,
indem es die Verknüpfungen in den neuronalen Netzwer- ken umformt. Dies
ist – im wörtlichen Sinne – nur durch das „Anknüpfen“ an die vorhan-dene
Netzwerk-Architektur möglich. Aus diesem Grunde scheitern auch viele Interventionen
des sogenannten „positiven Denkens“, die versuchen, einen Problemzustand
schön zu reden und zu denken. Solche Versuche, eine negative affektive Aktivierung
einfach durch eine positive zu ersetzen, scheitern regelmäßig, da die „positiven
Gedanken“ schlichtweg im Widerspruch zu den neuronalen Akti-vierungsmustern
stehen, die aktuell vorliegen. Damit sind solche wohlgemeinten Versuche
schlichtweg nicht anschlussfähig an den neuronalen Status Quo. Deshalb hat
die Aktivierung des Angsterlebens eine wichtige Brückenfunktion auf dem
Weg zur Lösung. 2) Durch das intensive Erleben der Problemsituation erfolgt
eine vom Stammhirn aufsteigende Aktivierung des gesamten Gehirns. Ein wichtiger
Botenstoff ist hierbei das Noradrenalin, dessen Ausschüttung mit gesteigerter
Wachheit, fokussierter Aufmerksamkeit, einer Verbesserung des Signal-Rausch
Verhältnisses in der Informationsverarbeitung sowie einem größeren Öffnungsgrad
unseres Thalamus einhergeht. Der Thalamus, eine etwa 3 cm große Struktur
im Zwischenhirn, dient als eine Art „Tor zum Bewusstsein“, indem er eintreffende
sensorische Informationen entweder ausfiltert oder an bewusstseinsfähige
Hirnareale weiterleitet (Wahrnehmungsfilter-Funktion). So versetzt die Noradrenalin-Ausschüttung
das gesamte Gehirn in einen wachen und aufnahmebereiten Zustand. Außerdem
gehört Noradrenalin zu jenen Botenstoffen, deren vermehrte Ausschüttung
die Grundvoraussetzung für dauerhafte neuroplastische Veränderungen bildet,
indem sie die Übertragung von Inhalten des Kurzzeitgedächtnisses über das
Hippocampus-System in dauerhaftere Speicher-bereiche ermöglicht (vgl. hierzu
Hüther 2009 und Grawe 2004). Phase der Problemauflösung. Nach einem akustisch
markierten Übergang (wir nennen ihn „Flyover“, da wir hierfür meist das
Geräusch eines vorüberfliegenden Flugzeuges benutzen) erlebt der Klient
die Bewältigung der angstbesetzen Situation. Hierzu wurde bereits in der
Interview-Phase mit dem Klienten ein Ziel-Szenario erarbeitet, das nun durch
entsprechende Instruk-tionen des Coachs und unterstützt von dem individuell
zusammengestellten Sound Track eingeleitet wird. In dieser Phase greift
die angstlösende Wirkung der Musik und der anderen klanglichen und verbalen
Elemente des Sound-Tracks. Im Pulsmonitor ist ein deutlicher Rückgang der
Pulsfrequenz sichtbar. Wie die oben genannten Studien nahelegen, erfolgt
hierbei im Gehirn eine Inhibition der Amygdala-Aktivität und ein Absinken
des noradrenergen Arousals. Dies erfolgt aufgrund der relativ geringen Halbwertzeit
von Noradrenalin innerhalb von Minuten. Das Absinken der Noradrenalin-Konzentration
geht subjektiv mit einem Gefühl der zunehmenden Entspannung und Erleichterung
einher. Zugleich bewirkt die zunehmende Lösungserwartung, unterstützt durch
die Effekte der hierzu syntonen Musik, eine parallel zunehmende Aktivierung
des dopaminergen Motivations- und Belohnungssystems. Diese Aktivierung stellt
das Gehirn in besonderem Maße auf das Erlernen neuer, wünschenswerter Handlungsstrategien
ein. Mit zunehmender Selbstwirksamkeitserfahrung innerhalb der imaginierten
Situation werden zudem über die Kerngebiete des nucleus accumbens endogene
Opioide in die emotionalen Zentren des unteren Stirnhirns sezerniert (insbesondere
in unser „Werte- und Bewertungszentrum“ im orbitofrontalen Cortex), was
subjektiv zu einem deutlichen Belohnungseffekt führt. Auch dieser Effekt
wird nachweislich von Musik unterstützt (Spitzer 2009, S. 187 f.). Die Auflösung
der Angstsituation und die Rückkehr aus der Imagination ins Alltags-bewusstsein
geht mit einer Stabilisierung auf Ruhepulsniveau einher. In einem abschließenden
Gespräch wird die konkrete Anwendung der neuen Bewältigungsmöglichkeit nochmals
ausgiebig mit dem Klienten besprochen. Wir nennen dies einen Future Pace,
also einen Schritt in die Zukunft. Hier werden allfällige Fragen zur Umsetzung
geklärt und die bereits in der Zielvereinbarung besprochenen Aspekte des
Risikomanagements weiter vertieft. Denn wie schon eingangs erwähnt: bei
aller Freude über die neu gewonnene Angstfreiheit ist ein gesundes Maß an
Angst hilfreich und oft lebenswichtig.
Anspannung – Entspannung – Belohnung: eine Sequenz mit optimaler Lernwirkung.
Im Verlauf der audiovisuell begleiteten
Imaginationsübung wird eine für das Lernen optimale Sequenz realisiert.
Die durch den Anstieg der Noradrenalin-Signale vermittelte starke Anspannung
steigert die Lösungsbereitschaft und verstärkt somit die Responsivität des
Dopamin-Systems, das durch die Aktualisierung von Lösungsmöglichkeiten nun
mit gesteigerter Aktivität reagiert. Die Belohnungskomponente der Musik
steigt dabei mit zunehmender emotionaler Voraktivierung im Sinne einer positiven
Rückkopplung (vgl. hierzu Salimpoor 2009). Damit wird die motivationale
Aktivierung insgesamt drastisch erhöht. Gemeinsam mit dem abschließenden
Erfolgserlebnis unter der „Opioid-Dusche“ wirkt eine solche Lernerfahrung
mit hoher Wahrscheinlichkeit strukturbildend und hinterlässt weit über die
Sitzung hinaus bleibende und handlungswirksame Spuren im Gehirn. Eine gute
Beschreibung dieser Lern-Sequenz und ihrer Bedeutung auf dem Weg von der
erlernten Hilflosigkeit zu einer selbstwirksamen Lebensbewältigung gibt
Hüther (2008). Zur Sicherstellung des langfristigen Erfolges ist eine Konsolidierung
der neuen Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten durch konkrete Erfahrung
unabdingbar. Wir raten unseren Klienten daher, die entsprechenden Situationen
aufzusuchen und so aus der Erfahrung Handlungssicherheit zu gewinnen. Selbstverständlich
stehen wir unseren Klienten auch bei der Integration des Erlernten in ihren
Alltag zur Verfügung.
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Konzept:
Josef Bourdillon, Günter Häfner
Wissenschafliche Redaktion
und Text:
Franz Korbinian Hütter
Das AVARD-Team
Josef Bourdillon (Entwicklung
und Projektleitung)
Günter Häfner (Entwicklung und technische Produktionsleitung)
Prof. Dr. Helene von Bibra (Wissenschaftliche Begleitung)
Kontakt
KalaMind
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Josef Bourdillon & Günter Häfner
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82065 Baierbrunn
Tel.: + 49 (0) 89 - 793 48 68
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