Burn Out - Modekrankheit für Hypochonder und Arbeitsscheue?

Es ist eine anerkannte Tatsache, dass der Leistungsdruck auf Arbeitnehmer stetig wächst, was sich natürlich auch auf die Gesundheit eines jeden Einzelnen auswirkt. Dies belegen auch die Statistiken der führenden Krankenkassen, welche einen starken Anstieg von psychosomatischen Erkrankungen aufweisen. So sind inzwischen rund 80 % aller beim Arzt vorgestellten Beschwerden auf einen psychischen Hintergrund zurückzuführen, was natürlich nicht nur bei den Ärzten die Alarmglocken schellen lässt.

Nun könnten sich an diesem Punkt natürlich alle Beteiligten gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, was die subjektive Ausweglosigkeit jedoch nur noch verstärkt. Doch weshalb erkranken nun einige Menschen an Burnout, während andere davon nicht betroffen sind? Ein kleines Beispiel schafft an diesem Punkt vielleicht ein wenig Klarheit. Nehmen wir zum Beispiel einen Angestellten, welcher täglich pünktlich um 17.00 Uhr seinen Arbeitsplatz verlässt und halb fertige Arbeiten einfach am nächsten Tag erledigt. Dieser handelt nach dem Motto: "Was Du heute kannst besorgen, das kannst Du auch noch übermorgen." Sollten Sie an diesem Punkt denken, "Der hat es gut. So schön möchte ich es auch mal haben." oder "Der wird schon sehen, wo er damit landet.", beantworten Sie sich den Unterschied eigentlich schon selbst.

Wer von Burnout betroffen ist, opfert sich meist für seinen Job auf, gehört zur Gruppe der alleinerziehenden Eltern, oder muss sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Und eben für diesen Personenkreis wirken solch neidvolle Bemerkungen wie oben erwähnt, dass sie sich noch mehr anstrengen. Das diese Rechnung jedoch nicht aufgeht, zeigt sich schnell und es stellt sich das Gefühl ein, dass einfach nichts zur Zufriedenheit erledigt werden kann.

Das Streben nach Perfektion, oder einfach die Unfähigkeit nein zu sagen?

Sucht man nach den Ursachen für ein solches Verhalten finden sich deutliche Hinweise hierfür in der Hirnforschung. Diese zeigt zwei grundlegende Bedürfnisse, welche bereits in der Kindheit das Handeln beeinflussen, die Anerkennung und das Dazugehörigkeitsgefühl. Während es für Kinder noch existenziell ist, die Gunst der Eltern zu bewahren, um versorgt zu werden, ist dieses Verhalten im Erwachsenenalter meist ein Mechanismus, welcher sich über die Jahre verselbstständigt hat.

Erschwerend kommt hin zu, dass Menschen, die an Burnout erkrankt sind, ein sehr hohes Maß an Verantwortungsgefühl besitzen. So stehen die Bedürfnisse anderer stets an vorderster Stelle, was dazu führt, dass die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden. In besonders schweren Fällen geht dies sogar so weit, dass die eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr wahrgenommen werden beziehungsweise gar nicht mehr bewusst sind. Diese Menschen arbeiten nicht nur für Ihr eigenes Wohlergehen, vielmehr wollen Sie damit gleich mehreren Ansprüchen gerecht werden. Beispielsweise möchten Sie mit diesem Verhalten Arbeitsplätze erhalten, der Familie etwas bieten können oder auch dem Gemeinwohl dienen, indem sie ein Ehrenamt übernehmen.

Sieht man sich dieses Schema nun einmal an, lässt sich recht schnell erkennen, dass hier Ratschläge wie "Du musst besser auf Dich achten." oder "Gönn Dir eine Auszeit." völlig nutzlos sind, da diese Menschen ein komplett anderes Wertesystem aufgebaut haben.
 

Die AVARD Mehode anhand eines Beispieles

Vorstellig ist eine 40-jährige Klientin, welche über schwere Burnout Symptome klagt. Sie berichtet, dass sie aus einem Elternhaus stammt, in welchem Arbeit sehr wichtig war. Aus diesem Grund ist es für Sie nahezu undenkbar, etwas aus ihrer Sicht "Sinnloses" zu machen, wie zum Beispiel in Ruhe einen Roman zu lesen. Allein der Gedanke daran bereitet ihr sichtlich starkes körperliches Unbehagen. In diesem Zusammenhang berichtet sie auch von einem Bild in ihrem Kopf, welches ihren Vater zeigt der sagt: "Dieses arbeitslose Gesindel landet früher oder später unter der Brücke!" und "Wertvoll ist nur derjenige, der hart arbeitet!". Diese und ähnliche Sätze kennt sie noch sehr gut aus ihrer Kindheit. Fast erinnert einen dieser Bericht an einen Witz: "Der Mann einer schwäbischen Frau ist gerade verstorben und die Freundin fragt, ob sie denn schon einen würdigen Platz für die Urne gefunden habe. Sie antwortet: Er kommt in die Eieruhr, der soll schaffen."

Im AVARD Interview identifizieren wir gemeinsam mit der Klientin Stress auslösende und handlungshemmende Überzeugungen wie zum Beispiel innere Bilder oder auch sogenannte Antreiberstimmen. Zudem nehmen wir die Aussage der Klientin mit Sätzen wie "Wer nicht arbeitet, ist nichts wert." und dergleichen auf Band auf und spielen diese in einen Soundtrack ein. Im Anschluss daran koppeln wir diese Aussagen mit individuell komponierten Geräuschen und Musik nach dem speziell von uns entwickelten Verfahren. Auf diese Weise werden die einstigen Überzeugungen der Klientin relativiert und sind somit nicht mehr zwingend handlungs­einschränkend. Dies führt dazu, das neue Möglichkeiten für neurale Schaltungen im Gehirn geschaffen und vorbereitet werden.

Nun beginnt gemeinsam mit der Klientin die Arbeit an einem zweiten Teil des Soundtracks. Hierfür werden positive innere Bilder und zielgerichtete Aussagen wie zum Beispiel "Ich genieße mein Leben." wieder mit individuell komponierten Geräuschen und Musik kombiniert. Verstärkt wird der Effekt durch das Hören der Lieblingsmusik, was dazu führt, dass das Gehirn Glückshormone ausschüttet. Diese wirken befreiend und helfen nachhaltig dabei, ein neues Verhalten aufzubauen. Somit werden die neuen neuralen Verbindungen im Gehirn dauerhaft geschaltet. Erst jetzt hat sie die nötige innere Ruhe wiedergefunden und ist in der Lage, von einschränkenden Überzeugungen ihres Vaters befreit, das Leben eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.

Übrigens hat sich unsere Klientin den Soundtrack gleich dreimal hintereinander angehört. Dies tat sie nicht, weil es beim ersten Mal vielleicht nicht funktioniert hätte, sondern vielmehr weil sie in ihrem Inneren so sehr von der Erkenntnis und dem Wissen berührt wurde, nun endlich über ihren einstigen Problemen zu stehen. Nun hatte sie genügend Denkanstöße bekommen, um ihr Leben einfach wieder in Balance zu bringen.