Das AVARD-Konzept

Sinnvolle Angst bewahren, hinderliche Angst auflösen.

Angst ist ein wichtiger Überlebensmechanismus unseres Organismus. Denn angemessene Angst schützt uns vor Gefahren – zum Beispiel im Straßenverkehr. Manchmal werden Ängste jedoch als unverhältnismäßig und behindernd empfunden. So können Prüfungsängste, Flugängste, starkes Lampenfieber oder Ängste im zwischenmensch-lichen Kontakt die Bewegungsfreiheit und damit die Entfaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben erheblich einschränken.

Das AVARD Konzept.

Zur Auflösung solcher Ängste haben wir das neuartige AVARD-Konzept entwickelt, das mehrere wirksame Bestandteile kombiniert und so außergewöhnlich schnelle und nachhaltige Erfolge ermöglicht. AVARD steht für Audio-Visual Anxiety Reprocessing and Desensitisation: Unterstützt durch audiovisuelle Medien, insbesondere durch individuell ausgewählte Musik- und Videoclips (Audio-Visual) wird die Angst (Anxiety) in der Vorstellung mit hoher emotionaler Intensität bearbeitet und in ein Gefühl von selbstwirksamer Handlungssicherheit überführt (Reprocessing). Dies führt in der Folge zu einer Desensibilisierung (Desensitization) gegenüber der ursprünglich angster-zeugenden Situation.

Zielgruppe.

Unsere Klienten kommen aus allen beruflichen Schichten und sind in der Regel keineswegs „ängstliche Menschen“. Sie stehen im Alltag mit Stärke ihre Frau oder ihren Mann. Dennoch gibt es bei ihnen spezifische Situationen, die ihnen Unwohlsein bereiten und die sie gerne mit mehr Sicherheit und Leichtigkeit bewältigen würden. Hier setzt die AVARD-Methode an und schafft wirksam Abhilfe. Unser Angebot richtet sich an psychisch und körperlich gesunde Klienten. Eine Anwendung bei krankheitswertigen Störungen kann therapiebegleitend in Zusammenarbeit mit Ärzten und klinischen Psychologen durchgeführt werden.

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Geführte Imagination.

Ein wichtiger Bestandteil von AVARD ist die aus dem Neuro-Linguistischen-Programmieren (NLP) und anderen Ansätzen entlehnte Technik der geführten Imagination. Hierbei wird die Problemsituation mit allen Sinnen in der Vorstellung aktualisiert. Sodann wird sie, ebenfalls in der Vorstellung, mit zuvor ermittelten Bewältigungsstrategien (Ressourcen) in ein Lösungsszenario überführt. Das grundlegende Wirkprinzip besteht dabei darin, dass – insbesondere durch die Musik - nach und nach emotionale Aktivierungen erzeugt werden, die inkompatibel mit dem Erleben von Angst sind. So wird die angstfreie Bewältigung der Situation immer besser vorstellbar. Aus dem in der Vorstellung (in sensu) veränderten Erleben entstehen neue handlungsleitende Muster, die schließlich im Alltag (in vivo) mehr tatsächliche Handlungsfreiheit ermöglichen.

Intensives Erleben durch Trance.

Konzept Bild
Da sich der Klient hierbei in einem tagtraum-ähnlichen Zustand befindet, erlebt er sich selbst mit besonderer Lebhaftigkeit bei der sicheren Bewältigung der Situation. Den Effekt solcher mentaler Trainingseinheiten kennt jeder Sportler, der zum Beispiel seine Rückhand oder seinen Abschlag im Geist optimiert oder sich mental auf das Spiel gegen einen „Angstgegner“ vorbereitet - und damit seine tatsächliche Leistung spürbar positiv beeinflusst. Dass Lernen in einem veränderten, tranceartigen Bewusstseinszustand deutlich mehr Spuren im Gehirn hinterlassen kann als im normal wachen Modus, ist inzwischen in der Forschung gut dokumentiert (vgl. hierzu u.a. Halsband 2006).

Emotionale Aktivierung – die Voraussetzung für dauerhafte Veränderung.

Aus der Hirnforschung und der psychologischen Wirksamkeitsforschung wissen wir jedoch, dass solche Lerneffekte schnell verpuffen, wenn die Lernerfahrung nicht von intensiven Emotionen begleitet ist. So spricht der Hirnforscher Gerhard Roth von der Erzeugung eines „emotionalen Aufruhrs“ als der wichtigsten Voraussetzung für die dauerhafte Veränderung in den Netzwerken des Limbischen Systems (Roth 2001). Das Limbische System ist das Emotionszentrum unseres Gehirns und codiert sowohl unsere emotionalen Reaktionsmuster als auch unsere Verhaltensbereitschaften. Nur wenn es in den Nerven-Netzwerken des Limbischen Systems auf physikalischer Ebene zu ‚Neu- und Umverdrahtungen kommt, bleibt eine Lernerfahrung stabil und auch im Alltag verfügbar. Die hierfür nötigen biochemischen und genetischen Prozesse werden jedoch nur dann in Gang gesetzt, wenn es durch eine entsprechende emotionale Aktivierung zur vermehrten Ausschüttung von Nervenbotenstoffen wie Noradrenalin (Anspannung, Erregung) und Dopamin (Motivation, Belohnungs- und Lösungserwartung) kommt. Emotionale Aktivierung ist damit die conditio sine qua non für die „Neuroplastizität“ und damit auch für die Formbarkeit von Erleben und Verhalten im Rahmen von Coaching oder Psychotherapie. Eine Einführung in die zugrundeliegenden physiolo-gischen Mechanismen gibt Grawe (2004).

Verstärkung des emotionalen Erlebens durch Musik.

Ein häufiges methodisches Problem besteht jedoch darin, dass die hierfür erforderliche emotionale Intensität mit herkömmlichen Methoden der Gesprächsführung und auch der Imagination nur schwer erreichbar ist. Um die für dauerhafte Veränderungen erforderliche „Betriebstemperatur“ im Nervensystem sicherzustellen, greifen wir daher auf individuell ausgewählte Musik als Emotionsverstärker zurück. Dass Musik das ganze Spektrum von Emotionen – von der Angst bis hin zu erhebenden Gefühlen – verstärken kann, weiß jeder, der diese Effekte im Kino oder vor dem Fernseher an sich beobachten konnte. Deshalb werden alle Phasen der Imaginationsübung von jeweils passender Musik begleitet, die – über acht Lautsprecher eingespielt – ein besonders realitätsnahes und intensives Erlebnis ermöglicht.

Auf die individuelle Auswahl kommt es an.

Da nicht jede Musik auf jeden Menschen die gleiche Wirkung hat, wird der Soundtrack für jeden Klienten nach einer ausgiebigen Analyse individuell zusammengestellt. Hierzu nutzen wir im Vorfeld einen Fragebogen und nehmen uns Zeit für eine ausgiebige persönliche Besprechung. So nimmt im Erstgespräch neben der Problemklärung und der Zieldefinition die Auswahl der Musikstücke, die beim Klienten intensive emotionale Reaktionen auslösen, großen Raum ein. Da in den Soundtrack auch gesprochene Worte, technische und natürliche Geräusche sowie szenische Elemente eingespielt werden können, fragen wir auch nach emotional bedeutsamen Klängen, Ereignissen, Geschichten, Bewertungen und Überzeugungen sowie nach prägenden Sätzen aus der Biographie des Klienten. Im Vorfeld der Sitzung wird der Soundtrack dann für den Klienten vorbereitet. So wird sichergestellt, dass die Imaginationsübung von syntonen (also zur jeweiligen Emotion passenden) Musik-Clips und Worten begleitet wird, die speziell bei diesem Klienten die gewünschte emotionale Aktivierung zuverlässig auslösen.

Die individuell passende Musik löst Ängste und schafft Veränderungsmotivation.

Dass es in der Tat auf die individuelle Passung der Musik ankommt, zeigt eine Studie von Blood und Zatorre aus dem Jahr 2001. Die Autoren ließen ihre Probanden zunächst Musikpassagen auswählen, die sie besonders bewegten. Diese Passagen mit „Gänsehaut-Effekt“ wurden den Probanden sodann vorgespielt, während die Aktivierung spezifischer Hirnregionen mit Hilfe der Positronen-Emissionstomographie (PET) aufgezeichnet wurde. Parallel wurde die subjektive emotionale Reaktion abgefragt und durch die Messung von Herzfrequenz, Atemfrequenz und Muskeltonus als Indika-toren des vegetativen Erregungslevels objektiviert. Als Kontrollbedingung fungierten jene Musikstücke, die von anderen Probanden als Gänsehaut-Passagen identifiziert worden waren, die den betreffenden Probanden selbst aber eher „kalt ließen“. Beim Abspielen der Gänsehaut-Passagen zeigte sich ein durchgängiges Aktivierungsmuster Konzept Bild 2im Gehirn: aktiviert wurden vor allem Kerngebiete des Motivations- und Belohnungssystems (ventrales Striatum, nucleus accumbens), von Zentren für Bewertung, Entscheidung und Verhaltenssteuerung (rechter orbitofrontaler Cortex und insulärer Cortex) sowie von Zentren der Aufmerksamkeitssteuerung (anteriores Cingulum, Thalamus). Eine deutliche Abnahme der Aktivierung wurde hingegen in jenen Hirnarealen festgestellt, die das subjektive Angstempfinden codieren (Amygdala beidseitig) und die bei der Verarbeitung unangenehmer Erfahrungen aktiv sind (ventromedialer Präfrontalcortex). So zeigte also spezifisch ausgewählte Musik einen starken belohnend-motivierenden Effekt und zugleich eine deutliche angst-lösende Wirkung. Dieser Effekt war unter der Kontrollbedingung (Musik ohne Gänsehaut) nicht beobachtbar. Dies zeigt nicht nur die emotionale Wirksamkeit von Musik im allgemeinen, sondern vor allem die Notwendigkeit einer individuellen Auswahl – im Gegensatz zu den auf dem Markt befindlichen Anti-Angst-Soundtracks von der Stange. Eine gut lesbare Versuchsbeschreibung hierzu gibt Spitzer (2009, S. 187 ff.). Zur Eignung der Musik, insbesondere als „Psychopharmakon“, gibt es inzwischen ein umfangreiches Korpus an belastbaren empirischen Daten. Sogar in extrem stress-reichen Situationen in der Chirurgie und Intensivmedizin sind diese Effekte auf breiter Basis nachweisbar. So fanden Lee und Mitarbeiter (2005) bei beatmeten Patienten einen deutlichen Rückgang der physiologischen Stresskorrelate durch geeignete Musik. Bringman und Mitarbeiter (2009) dokumentierten in einem Versuch mit 372 Patienten eine Reduktion des präoperativen Stresslevels durch Musik, die sogar auf hohem Signifikanzniveau besser war als nach Gabe von Midazolam (Benzodiazepin-Anxiolyticum). Ein laufendes Forschungsprojekt an der Glasgow Caledonian University untersucht daher mit guten Erfolgsaussichten die Möglichkeiten des systematischen Einsatzes von Musik zur Behandlung von psychischen Störungen und in der Schmerztherapie (Music on Prescription Could Help Treat Emotional and Physical Pain, Science Daily, 10.09.2010). Neben ausgewählter Musik und Klängen werden in den Soundtrack auch entsprechende Worte und Sätze mit unterstützender Bedeutung für Klienten eingespielt. Hamann und Mao (2002) konnten in einer funktionellen Kernspin-Studie nachweisen, dass verbale Stimuli mit emotionaler Valenz deutliche Aktivierungen in der Amygdala bewirken. Worte mit positiver Valenz aktivieren zudem die für Motivation und Belohnung zuständigen Kerngebiete des ventralen Striatums und des angrenzenden nucleus accumbens. Ein entsprechender Input über den visuellen Kanal, zum Beispiel über emotionale bedeutsame Bilder oder Video-Clips ist in Vorbereitung. Hinweise auf die emotionale Wirksamkeit von Bildmaterial auf das Gehirn liegen seit langem in großer Zahl vor (cf. Murphy et al. 1993, Whalen et al. 1998, Kampe et al. 2001 u.s.w.)

Verlaufskontrolle während der Imaginationsübung.

Da unsere Klienten während der gesamten Sitzung an einen Pulsmonitor angeschlossen sind, können wir die Pulsfrequenz als Indikator für die vegetative Aktivierung mit dem Ruhezustand und den unterschiedlichen emotionalen Aktivierungen im Verlauf der Imaginationsübung korrelieren.

Phase der Problemaktualisierung.

Die Phase der Problemaktualisierung wird durch zuvor abgesprochene Instruktionen des Coachs eingeleitet. Der Klient versetzt sich mit allen Sinnen in die angstauslösende Situation. Unterstützt wird dies durch einen entsprechend ausgewählten Soudtrack. In diesem Fall wird jedoch die Musik so gewählt, dass sie die Assoziation in einen aversiven Zustand erleichtert. Unsere Klienten wählen hierzu meist dunkle und eher disharmonische Stücke. Dass so negatives Affekterleben verstärkt werden kann, wissen wir nicht nur aus Krimis und Thrillern, sondern inzwischen auch aus der Forschung. So zeigten Kölsch und Schlaug (2008) in einer funktionellen Kernspin-Studie, dass disharmonische und unerwartete Akkorde die Amygdala, also die Angstzentrale in unserem Gehirn aktivieren. Wenn ein Klient in seiner Vorstellung in der Problemsituation angekommen ist, so zeigt sich dies auch an einem deutlichen Anstieg der Pulsfrequenz. Dies ist für den Coach ein wichtiger Indikator dafür, dass der Klient hinlänglich mit der Problemsituation assoziiert ist und diese mit voller psycho-physischer Beteiligung erlebt (emotionaler Aufruhr). Dies bietet dem Coach auch die Möglichkeit, durch gezielte Interventionen das Erleben der Situation zu verstärken, falls keine objektiven Stresskorrelate ablesbar oder der Klient das Gefühl hat, nicht ausreichend in die Situation hineinzufinden. In der Praxis ist dies jedoch bisher noch nicht geschehen. Dies stellen wir vor allem durch Methodentransparenz im Aufklärungsgespräch, durch den Aufbau einer vertrauens-vollen Beziehung und durch den ständigen Kontakt zwischen Coach und Klient im gesamten Sitzungsverlauf sicher. So entwickeln unsere Klienten das erforderliche Vertrauen, um sich auch belastenden Situationen stellen zu können. Selbstverständlich können wir auch jederzeit gezielt intervenieren oder die Übung sanft ausklingen lassen, wenn ein Vorstellungsinhalt zu belastend wird – aber auch dies ist in der Praxis noch nicht vorgekommen! Denn jede Sitzung wird gründlich vorbereitet und mit hohen professionellen Standards durchgeführt. Warum Problemaktualisierung - statt gleich mit positiven Gedanken in die Lösung? Lernphysiologisch ist die Phase der Problemaktualisierung außerordentlich bedeutsam. Dies hat zwei Gründe: 1) Unser Gehirn lernt, indem es die Verknüpfungen in den neuronalen Netzwer- ken umformt. Dies ist – im wörtlichen Sinne – nur durch das „Anknüpfen“ an die vorhan-dene Netzwerk-Architektur möglich. Aus diesem Grunde scheitern auch viele Interventionen des sogenannten „positiven Denkens“, die versuchen, einen Problemzustand schön zu reden und zu denken. Solche Versuche, eine negative affektive Aktivierung einfach durch eine positive zu ersetzen, scheitern regelmäßig, da die „positiven Gedanken“ schlichtweg im Widerspruch zu den neuronalen Akti-vierungsmustern stehen, die aktuell vorliegen. Damit sind solche wohlgemeinten Versuche schlichtweg nicht anschlussfähig an den neuronalen Status Quo. Deshalb hat die Aktivierung des Angsterlebens eine wichtige Brückenfunktion auf dem Weg zur Lösung. 2) Durch das intensive Erleben der Problemsituation erfolgt eine vom Stammhirn aufsteigende Aktivierung des gesamten Gehirns. Ein wichtiger Botenstoff ist hierbei das Noradrenalin, dessen Ausschüttung mit gesteigerter Wachheit, fokussierter Aufmerksamkeit, einer Verbesserung des Signal-Rausch Verhältnisses in der Informationsverarbeitung sowie einem größeren Öffnungsgrad unseres Thalamus einhergeht. Der Thalamus, eine etwa 3 cm große Struktur im Zwischenhirn, dient als eine Art „Tor zum Bewusstsein“, indem er eintreffende sensorische Informationen entweder ausfiltert oder an bewusstseinsfähige Hirnareale weiterleitet (Wahrnehmungsfilter-Funktion). So versetzt die Noradrenalin-Ausschüttung das gesamte Gehirn in einen wachen und aufnahmebereiten Zustand. Außerdem gehört Noradrenalin zu jenen Botenstoffen, deren vermehrte Ausschüttung die Grundvoraussetzung für dauerhafte neuroplastische Veränderungen bildet, indem sie die Übertragung von Inhalten des Kurzzeitgedächtnisses über das Hippocampus-System in dauerhaftere Speicher-bereiche ermöglicht (vgl. hierzu Hüther 2009 und Grawe 2004). Phase der Problemauflösung. Nach einem akustisch markierten Übergang (wir nennen ihn „Flyover“, da wir hierfür meist das Geräusch eines vorüberfliegenden Flugzeuges benutzen) erlebt der Klient die Bewältigung der angstbesetzen Situation. Hierzu wurde bereits in der Interview-Phase mit dem Klienten ein Ziel-Szenario erarbeitet, das nun durch entsprechende Instruk-tionen des Coachs und unterstützt von dem individuell zusammengestellten Sound Track eingeleitet wird. In dieser Phase greift die angstlösende Wirkung der Musik und der anderen klanglichen und verbalen Elemente des Sound-Tracks. Im Pulsmonitor ist ein deutlicher Rückgang der Pulsfrequenz sichtbar. Wie die oben genannten Studien nahelegen, erfolgt hierbei im Gehirn eine Inhibition der Amygdala-Aktivität und ein Absinken des noradrenergen Arousals. Dies erfolgt aufgrund der relativ geringen Halbwertzeit von Noradrenalin innerhalb von Minuten. Das Absinken der Noradrenalin-Konzentration geht subjektiv mit einem Gefühl der zunehmenden Entspannung und Erleichterung einher. Zugleich bewirkt die zunehmende Lösungserwartung, unterstützt durch die Effekte der hierzu syntonen Musik, eine parallel zunehmende Aktivierung des dopaminergen Motivations- und Belohnungssystems. Diese Aktivierung stellt das Gehirn in besonderem Maße auf das Erlernen neuer, wünschenswerter Handlungsstrategien ein. Mit zunehmender Selbstwirksamkeitserfahrung innerhalb der imaginierten Situation werden zudem über die Kerngebiete des nucleus accumbens endogene Opioide in die emotionalen Zentren des unteren Stirnhirns sezerniert (insbesondere in unser „Werte- und Bewertungszentrum“ im orbitofrontalen Cortex), was subjektiv zu einem deutlichen Belohnungseffekt führt. Auch dieser Effekt wird nachweislich von Musik unterstützt (Spitzer 2009, S. 187 f.). Die Auflösung der Angstsituation und die Rückkehr aus der Imagination ins Alltags-bewusstsein geht mit einer Stabilisierung auf Ruhepulsniveau einher. In einem abschließenden Gespräch wird die konkrete Anwendung der neuen Bewältigungsmöglichkeit nochmals ausgiebig mit dem Klienten besprochen. Wir nennen dies einen Future Pace, also einen Schritt in die Zukunft. Hier werden allfällige Fragen zur Umsetzung geklärt und die bereits in der Zielvereinbarung besprochenen Aspekte des Risikomanagements weiter vertieft. Denn wie schon eingangs erwähnt: bei aller Freude über die neu gewonnene Angstfreiheit ist ein gesundes Maß an Angst hilfreich und oft lebenswichtig.

Anspannung – Entspannung – Belohnung: eine Sequenz mit optimaler Lernwirkung.

Im Verlauf der audiovisuell begleiteten Imaginationsübung wird eine für das Lernen optimale Sequenz realisiert. Die durch den Anstieg der Noradrenalin-Signale vermittelte starke Anspannung steigert die Lösungsbereitschaft und verstärkt somit die Responsivität des Dopamin-Systems, das durch die Aktualisierung von Lösungsmöglichkeiten nun mit gesteigerter Aktivität reagiert. Die Belohnungskomponente der Musik steigt dabei mit zunehmender emotionaler Voraktivierung im Sinne einer positiven Rückkopplung (vgl. hierzu Salimpoor 2009). Damit wird die motivationale Aktivierung insgesamt drastisch erhöht. Gemeinsam mit dem abschließenden Erfolgserlebnis unter der „Opioid-Dusche“ wirkt eine solche Lernerfahrung mit hoher Wahrscheinlichkeit strukturbildend und hinterlässt weit über die Sitzung hinaus bleibende und handlungswirksame Spuren im Gehirn. Eine gute Beschreibung dieser Lern-Sequenz und ihrer Bedeutung auf dem Weg von der erlernten Hilflosigkeit zu einer selbstwirksamen Lebensbewältigung gibt Hüther (2008). Zur Sicherstellung des langfristigen Erfolges ist eine Konsolidierung der neuen Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten durch konkrete Erfahrung unabdingbar. Wir raten unseren Klienten daher, die entsprechenden Situationen aufzusuchen und so aus der Erfahrung Handlungssicherheit zu gewinnen. Selbstverständlich stehen wir unseren Klienten auch bei der Integration des Erlernten in ihren Alltag zur Verfügung.

Literatur

Blood AJ; Zatorre RJ (2001): Intensely pleasurable responses to music correlate with activity in brain regions implicated in reward and emotion. In: Proc Natl Acad Sci U S A 98 (20), S. 11818–11823.

Bringman H; Giesecke K; Thorne A; Bringman S (2009): Relaxing music as pre-medication before surgery: a randomised controlled trial. In: Acta Anaesthesiol Scand 53 (6), S. 759–764.

Hamann S; Mao H (2002): Positive and negative emotional verbal stimuli elicit activity in the left amygdala. In: Neuroreport 13 (1), S. 15–19. (positive also in the reward circuit)

Halsband U (2006): Learning in trance: functional brain imaging studies and neuropsychology. In: J Physiol Paris 99 (4-6), S. 470–482.

Hüther, Gerald (2008): Neurobiologische Grundlagen von Neugier und Kreativität. Müllheim: Auditorium Netzwerk.

Hüther, Gerald (2009): Biologie der Angst. Wie aus Streß Gefühle werden. 9. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Sammlung Vandenhoeck).

Kampe KK, Frith CD Dolan RJ Frith U. (2001): Reward value of attractiveness and gaze. In: Nature (413), S. 589.

Koelsch S; Fritz T; Schlaug G (2008): Amygdala activity can be modulated by unexpected chord functions during music listening. In: Neuroreport 19 (18), S. 1815–1819.

Lee OK; Chung YF; Chan MF; Chan WM (2005): Music and its effect on the physiological responses and anxiety levels of patients receiving mechanical ventilation: a pilot study. In: J Clin Nurs 14 (5), S. 609–620.

Maess, B.; Koelsch, S.; Gunter, T. C.; Friederici, A. D. (2001): Musical syntax is processed in Broca‘s area: an MEG study. In: Nat. Neurosci 4 (5), S. 540–545.

Murphy ST, Zajonc R. B. (1993): Affect, cognition, and awareness: Affective priming with optimal and suboptimal stimulus exposures. In: J Pers Soc Psychol (64), S. 723–39.

Paquette V, Levesque J, Mensour B (2003): „Change the mind and you change the brain“: effects of cognitive-behavioral therapy on the neural correlates of spider phobia. In: Neuroimage (18), S.401–9. Roth, Gerhard (2001): Wie das Gehirn die Seele macht. Lindauer Psychotherapiewochen. Lindau, 2001.

Salimpoor VN; Benovoy M; Longo G; Cooperstock JR; Zatorre RJ (2009): The rewarding aspects of music listening are related to degree of emotional arousal. In: PLoS ONE 4 (10), S. e7487.

Spitzer, Manfred (2009): Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. [Nachdr.]. Berlin: Spektrum Akad. Verl.

Whalen, P. J.; Rauch, S. L.; Etcoff, N. L.; McInerney, S. C.; Lee, M. B.; Jenike, M. A. (1998): Masked presentations of emotional facial expressions modulate amygdala activity without explicit knowledge. In: J. Neurosci 18 (1), S. 411–418.

Konzept: Josef Bourdillon, Günter Häfner

Wissenschafliche Redaktion und Text: Franz Korbinian Hütter

Das AVARD-Team

Josef Bourdillon (Entwicklung und Projektleitung)
Günter Häfner (Entwicklung und technische Produktionsleitung)
Prof. Dr. Helene von Bibra (Wissenschaftliche Begleitung)

Kontakt

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Josef Bourdillon & Günter Häfner
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